Kurzer Überblick über die Geschichte der Gemeinde Opferbaum

Der Siedlungsraum, in dem die Gemeinde Opferbaum gelegen ist, ist offenkundig schon lange bevor die Gemeinde Opferbaum erstmals schriftlich genannt wurde, besiedelt gewesen.

Das erste urkundliche Zeugnis von Opferbaum ist zwischen September und Dezember 1160 geschrieben worden. In diesem Jahr schenkte ein Rupert für seinen Herren Sefried dem Kloster St. Stephan einen Hof und einen Acker in Opferbaum. In der lateinisch verfassten Urkunde wird Opferbaum als "vicus", d. h. als Dorf bezeichnet.1) Bei dem vorgenannten Herren, Sefried, hat es sich wohl um einen Angehörigen der Ritterfamilie der Herren von Opferbaum gehandelt.2) In den folgenden Jahrhunderten wurde Opferbaum aufgrund von zahlreichem Besitzwechsel und vielen Streitigkeiten recht oft in Urkunden genannt, bis es ganz in den Besitz von Klöstern und Stiftern geraten war. Bis 1400 tauchen aber in den Urkunden mehr als 10 Adelige auf, die in Opferbaum Besitz hatten, darunter auch große Herren, wie etwa die Grafen von Castell.3) Um 1700 hatten nur noch die Klöster Himmelspforten bei Würzburg, St. Stephan in Würzburg und das Kloster Heiligental bei Schwanfeld Besitz in Opferbaum, daneben auch die Johannitercommende Würzburg und das Würzburger Domkapitel.

Weitere Lehensherren waren das Gotteshaus in Opferbaum selbst, die Pfarrei Eßleben, das Spital zu Dettelbach und die Domstiftische Vicarie Klein-Krautheim.4)

Die mittelalterlichen Urkunden bezeichnen das Dorf mit den verschiedensten Schreibweisen: Opher-, Oppher-, Offer-, Opphyrbein, -bain, -beine, -beim und ähnliche Formen sind zu finden.5) Der Name dürfte, - das ist die einfachste von zahlreichen Deutungsversuchen -, von "Opferbann"= Opferbezirk herstammen, was auf eine alte germanische Kultstätte hinweisen könnte.6) Möglicherweise lag diese Kultstätte auf dem Eichelberg nahebei.

Wann der Ort seine erste Kirche erhielt, wissen wir nicht. 1334 war aber schon ein Kirchhof mit Gaden urkundlich7), der Ort besaß also eine Gadenkirchenburg. Die Kirche war Filiale der Pfarrei Eßleben bis 18698), als Opferbaum eigene Pfarrei wurde.

Im Jahr 1345 stellt eine Urkunde fest, daß es von alters in Opferbaum 12 Höfe gegeben habe, von denen 7 1/2 dem Kloster Himmelspforten gehörten.9) 1349 schlichtete der Landrichter des Würzburger Bischofs einen Streit zwischen den Bauern des Dorfes und den Dorfherren, den Klöstern St. Stephan, Himmelspforten und Heiligental, sowie der Johannitercommende. Der Streit geht um die Gemeindenutzungen, die die Gemeinde offensichtlich jahrelang den Lehensherren vorenthalten hatte. Diese Urkunde zeigt, daß bereits in der Mitte des 14. Jahrhunderts das Dorf zumindest zum größten Teil im Besitz der 3 Klöster und der Johannitercommende war, was sich bis zur Säkularisation auch nicht mehr änderte. Übrigens nennt besagte Urkunde die Namen von zwei Bauernmeistern des Dorfes und von 26 Bauern des Dorfes.10)

Im Jahre 1400 war Opferbaum der Lagerort des bischöflichen Ritterheeres, das von hier aus in Richtung Bergtheim gegen das Bürgerheer der verbündeten aufständischen Städte des Hochstiftes marschierte, wo das entscheidende Treffen im Kampf zwischen der Stadt Würzburg und dem Fürstbischof zugunsten des Bischofs ausging.11) 40 Jahre später prallten ein sächsisches und ein bischöfliches Reiterheer, insgesamt etwa 1200 Reiter bei Opferbaum aufeinander.12)

Am 3. Pfingsttag des Jahres 1553 gerät Opferbaum in die Wirren des sogenannten "Markgräflerkrieges", einer wilden, rechtswidrigen Fehde des Albrecht Alkibiades von Brandenburg-Ansbach gegen die Bischöfe von Würzburg und Bamberg und die Reichsstadt Nürnberg. Reiter des Markgrafen zünden auf dem Rückzug von einem Vorstoß von Schweinfurt nach Würzburg das Dorf Opferbaum an. Die Schäden sind nicht bekannt.13) Im Oktober des Jahres 1631 muß Opferbaum den Durchmarsch des schwedischen Heeres unter Gustav Adolf nach Würzburg erleben. Die Zeit des Dreißigjährigen Krieges hatte bis dahin das Stift Würzburg noch nicht wesentlich berührt. Aber in den folgenden Jahren sind die Menschenverluste entsetzlich, Marodierende Soldateska ermorden viele, Hunger und Seuchen raffen noch viel mehr Menschen dahin. Insgesamt zählt man in Opferbaum 154 Tote.14) Bei Herannahen von Soldaten flieht die Dorfbevölkerung, wie überall in der Umgegend, in den Gramschatzer Wald. Aber der Ort erholt sich offensichtlich schnell.

Ab 1641 wird Gips und Alabaster bei Opferbaum abgebaut.15) 1667 besitzt die Gemeinde laut erhaltener Gemeinderechnungen ein Rathaus, ein strohgedecktes Hirtenhaus mit Stall, eine Schmiede mit Stall, eine Schule mit Stall, ein Backhaus, ein strohgedecktes Geißhirtenhäuslein. Die Kirche hat ein Schieferdach, die Kirchturmspitze ist mit Fahnenstange und Kreuz bewehrt. Die Gaden stehen noch und im Kirchhof befindet sich auch ein Beinhaus. Es gibt öffentliche Brunnen, steinerneTore an den Dorfeingängen, einen Gemeindesee und auch ein öffentliches Gefängnis.16) Die Gemeinde besoldet einen Gemeindeknecht und einen Gemeindehirten daneben erhalten auch Schmied, Schultheiß und Bauernmeister Salär von der Gemeinde. Ab und zu leidet man noch unter dem Kriege: Aber bis zum Jahr 1796 muß man nur Einquartierungen über sich ergehen lassen. 1664 beispielsweise wird wegen der Quartierlasten dem Dorfe die Steuerabgabe ermäßigt. 1675 stirbt sogar das Kind eines preußischen Soldaten im Dorfe.

Das Ende des 13. Jahrhunderts erstmals urkundlich genannte Halsgericht der Umgegend, das Centgericht Eichelberg, verschwindet 1731, als es mit dem Centgericht Arnstein vereinigt wird und nach Arnstein verlegt wird. Die Gemeinde stellte für dieses Halsgericht zwei Schöffen, deren Amt erblich in der Familie blieb. Kleinere Fälle verhandelte ein eigenes Dorfgericht.17) Um 1800> sollen die Reste des Galgens auf dem Eichelberg noch sichtbar gewesen sein. 1767 leben in Opferbaum 53 Familien, die Schule hat 40 Schüler, und im Jahre 1800 nennt Biedermann in seiner Beschreibung Frankens für Opferbaum 56 Häuser und 50 Schüler. 1798 hatte die Gemeinde 343 Einwohner, 1880 werden es schon 424 sein.18)

1793 erhält die Gemeinde vom Bischof das Recht auf eigene Schafhut.19) Zwischen 1774 und 1780 entsteht langsam die neue Chaussee von Würzburg nach Sachsen, die heutige B 19. Der Ausbau dieser Straße vergrößert die Bedeutung des Dorfes, das Durchgangsort wird und eine Station für die Pferdepost erhält.

1796 muß Opferbaum wieder die Schrecken des Krieges über sich ergehen lassen. Diesmal plündern die undisziplinierten Soldaten der französischen Revolutionsarmeen auf dem Vormarsch nach Böhmen, auch die Kirche bleibt nicht verschont. Nach der Niederlage bei Amberg geht das französische Heer auf Würzburg zurück, wird aber eingeholt und geschlagen. Bei Opferbaum verhindert französische Infanterie unter schrecklichen Verlusten die Umgehung durch die österreichische Kavallerie.20) 1814 wird Opferbaum endgültig bayerisch. In den Jahren 1813/14 leidet die Gemeinde schon wieder unter Durchmärschen von Truppen verschiedenster Nationalitäten, die gegen Napoleon nach Frankreich marschieren, und 1866 sorgen zur Abwechslung streifende preußische Kavallerieeinheiten für Aufregung.

1858 war die neue Kirche fertiggeworden. Für ihren Bau hatte man die Gaden der alten Kirchenburg abgerissen. Aber für eine eigene Pfarrei reicht es noch immer nicht. Erst 1864, nachdem die ledige Bäuerin Barbara Schmitt ihr Wohnhaus und 13 000 Gulden Bares zur Gründung einer Pfarrei gestiftet hatte, reichte das Kirchenvermögen zum Unterhalt eines Pfarrers. 1869 wird Opferbaum dann auch Pfarrort.21)

1879 entsteht an der Kirche eine neue Schule. Infolge des schnellen Bevölkerungszuwachses war der Bau unumgänglich geworden, nachdem man schon zuvor jahrelang das Beratungszimmer im Rathaus als Schulzimmer wegen der beengten Verhältnisse der 1821 zum letzten Mal neu- bzw. umgebauten Schule hatte verwenden müssen. In der neuen Schule befindet sich auch eine Lehrerwohnung, ein Ratszimmer und ein Standesamtszimmer.22)

1892 stiftet Katharina Schmitt aus Wächterswinkel testamentarisch dem Armenfond der Gemeinde Opferbaum 7000 Mark für verschiedene Stiftungszwecke. 1899 wird der Friedhof erweitert, ein kleines Leichenhaus gebaut und ein Kreuzweg und ein Kruzifix durch den Wernecker Bildhauer Pfeuffer errichtet.

1904 hält die erste technische Errungenschaft Einzug in Opferbaum. Zwar hatte die Gemeinde schon für den Eisebahnbau der Bahnlinie Würzburg-Schweinfurt 1852-54 Grund abtreten müssen und auf Opferbaumer Gemarkung standen 3 Bahnwärterhäuschen, aber den Bahnhof hatte Bergtheim bekommen. 1904 aber erhielt Opferbaum Telefonanschluß.23)

Verwaltungsseitig wurde Opferbaum im letzten Jahrhundert neu eingeordnet, nachdem es in fürstbischöflicherZeit dem Amt Arnstein zugehört hatte. Bis 1862 gehörte es zum königlichen Landgericht Arnstein, dann zum neuen Bezirksamt Karlstadt. Vom Landkreis Karlstadt kam es dann 1972 zum Landkreis Würzburg, nachdem es schon seit 1929 zum Bereich des Finanzamtes Würzburg gehört hatte.

Im ersten Weltkrieg sterben 12 Opferbaumer auf dem Schlachtfeld, und im zweiten Krieg sind es sogar 65 Opferbaumer, die nicht mehr aus dem Krieg zurückkommen. Immerhin bleibt die Gemeinde beim Einmarsch der Amerikaner 1945 vom schlimmsten verschont. Opferbaum baut, wie nahezu alle Gemeinden der Umgegend in den sechziger Jahren eine neue Schule, und gründet dann zusammen mit Erbshausen, Gramschatz, Hausen und Riedenden Schulverband Fährbrück. (1964/65, bzw. 1972).

1973 kam die Pfarrei durch den neu gegründeten Pfarrverband Fährbrück in die Obhut des Klosters Fährbrück. 1978 erfolgte durch die bayerische Gemeindereform der Anschluß an die Gemeinde Bergtheim. Aus der Gemeinde Opferbaum wurde ein Ortsteil der Gemeinde Bergtheim sowie bereits seit 1972 auch der Ortsteil Dipbach.